Sowohl im DSM-V als auch im ICD-10 ist Asperger als Störungsbild definiert.
In der DSM-V-Diagnostik (Code: 299.80) werden, genauso wie im ICD-10 (Code: F 84.5) folgende Kriterien abgefragt:
Qualitative Beeinträchtigung der sozialen Interaktion, die sich in mindestens zwei der folgenden Bereiche manifestieren:
- Beeinträchtigung im Gebrauch nonverbaler Verhaltensweisen wie zum Beispiel Blickkontakt, Gesichtsausdruck, Körperhaltung und Gestik zur Regulation sozialer Interaktionen
- Unfähigkeit, entwicklungsgemäße Beziehungen zu Gleichaltrigen aufzubauen
- Mangel, spontan Freude, Interessen oder Erfolge mit anderen zu teilen
- Mangel an sozio-emotionaler Gegenseitigkeit
Eingeschränkte repetitive oder stereotype Verhaltensmuster, Interessen und Aktivitäten in mindestens einem der folgenden Bereiche:
- Umfassende Beschäftigung mit einem oder mehreren stereotypen und begrenzten Interessen, wobei Inhalt und Intensität abnorm sind
- Auffällig starres Festhalten an bestimmten, nicht-funktionalen, Gewohnheiten oder Ritualen
- Stereotype und repetitive Manierismen
- Ständige Beschäftigung mit Teilen von Objekten
Soziale oder berufliche Funktionsbereiche sind beeinträchtigt
- Es gibt keinen klinisch bedeutsamen Sprachrückstand
- Es gibt keine Entwicklungsverzögerung (außer soziale Interaktion)
- Eine Schizophrenie oder eine andere tiefgreifende Entwicklungsstörung liegt nicht vor.
Im Rahmen der Diagnostik wird vorab ein langes Gespräch mit Eltern und ggf. Lehrerinnen/Lehrern geführt, um das Verhalten des Kindes/Jugendlichen abzufragen. Danach wird das Kind über einen längeren Zeitraum beobachtet: Es werden soziale und emotionale Fertigkeiten durch einen Psychologen beobachtet und es wird mittels standardisierten Beobachtungsbögen analysiert, ob es dem Kind an Verständnis dafür fehlt, wie es mit anderen Kindern spielen kann, ob es den sozialen Kontakt vermeidet, wenn es die Möglichkeit hat, alleine zu sein oder ähnliches. Eine Testdiagnostik wird üblicherweise zusätzlich durchgeführt (Entwicklungsdiagnostik, Intelligenzdiagnostik, Abprüfen der Theory of Mind). Insgesamt wird einerseits eine qualitative Beeinträchtigung der gegenseitigen sozialen Interaktion geprüft, andererseits werden Interessen und Verhaltensmuster abgefragt. Die Eltern/Lehrer bearbeiten diverse standardisierte Fragebogenverfahren, das Kind absolviert diverse Aufgaben, bei denen einerseits eine standardisierte Verhaltensbeobachtung stattfindet, andererseits mit Normen verglichen wird.