Wissenswertes auf einen Blick

Bei der Dyspraxie handelt es sich um eine Entwicklungs- und Koordinationsstörung, die bei ungefähr fünf bis acht Prozent der fünf- bis elfjährigen Kinder in verschiedenen Ausprägungen auftritt (American Psychiatric Association  2013). Studien zeigen, dass Jungen viermal so häufig betroffen sind als Mädchen (Gordon und McKinlay  1980). Bei rund 25% der betroffenen Kinder wird vor Einschulung eine Dyspraxie festgestellt, bei den restlichen 75% in den ersten Schuljahren, wobei Eltern aus höheren sozialen Schichten ihre Kinder eher zu Spezialisten schicken, da sie Bedenken schneller äußern (McGovern  1991). Bei Kindern mit Dyspraxie zeigt sich eine Beeinträchtigung der Organisation, Planung und Ausführung von motorischen Bewegungen (Gibbs et al.  2015). Das heißt, sie haben Schwierigkeiten beim Erlernen und Durchführen von alltäglichen Fähigkeiten, wie Schuhe zubinden, ihren eigenen Namen schreiben oder Radfahren (Polatajko 1999). Zudem weisen Betroffene oft deutliche Verzögerungen beim Erreichen von motorischen Meilensteinen, wie zum Beispiel Sitzen, Krabbeln und Gehen, eine generelle Ungeschicklichkeit, wie beispielsweise häufiges Fallenlassen von Gegenständen sowie schlechte Leistungen im Sport auf. Die motorischen Leistungsfähigkeiten liegen hierbei deutlich unter dem chronologischen Alter und der gemessenen Intelligenz der betroffenen Person (American Psychiatric Association  2019). Kinder mit Dyspraxie bilden eine heterogene Gruppe, was bedeutet, dass sie unterschiedliche Koordinationsprobleme aufweisen. Dabei kann es zu Koordinationsdefiziten in der Grobmotorik, Feinmotorik oder in beiden Bereichen kommen. Zum Beispiel haben manche Kinder Probleme mit diskreten Fingerbewegungen, während andere Defizite in der Auge-Hand-Koordination aufweisen. Wieder andere verfügen über eine schlechte Balance oder haben die Entwicklungsmeilensteine später erreicht als Gleichaltrige (Polatajko  1999; Szklut und Breath  2001; Polatajko und Cantin  2006). Viele der Betroffenen manifestieren eine Kombination aus der ideellen Dyspraxie, welche die Planung und Koordination von motorischen Abläufen betrifft und der ideomotorischen oder exekutiven Dyspraxie, womit die Geläufigkeit und Geschwindigkeit von motorischen Aktivitäten gemeint ist (Gibbs et al.  2015). Diese motorischen Koordinationsdefizite wirken sich auch negativ auf das soziale Umfeld und die Persönlichkeit der betroffenen Kinder aus, da sie im Sportunterricht oft als letzte gewählt werden und sich über sie lustig gemacht wird, was wiederum ihr Selbstbild sowie ihr Selbstbewusstsein negativ beeinflusst (Levine, Brooks und Shonkoff  1980; Cermak  1985). Dementsprechend sind eine frühzeitige Diagnose und Therapie äußerst wichtig, da sich keine oder eine falsche Diagnose negativ auf das weitere Leben des Kindes auswirken kann. Beispielsweise können bei Betroffenen im Erwachsenenalter Arbeitslosigkeit, Entwicklung von psychiatrischen Störungen sowie schlechte zwischenmenschliche Fähigkeiten bis hin zu Substanzmissbrauch und Kriminalität auftreten (Rasmussen und Gillberg  2000).

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