Die Emotionale Störung mit Geschwisterrivalität wird in Kapitel F 93 im ICD-10 beschrieben und fällt unter den Überbegriff „emotionale Störungen des Kindesalters“ (American Psychiatric Association 2018; Dilling et al. 2015). Beschrieben wird die krankhafte Geschwistereifersucht, die vor allem bei jüngeren Kindern auftreten kann.Unter Geschwisterrivalität versteht man den Konkurrenzkampf zwischen Geschwistern um die Anerkennung, Aufmerksamkeit und Liebe eines Elternteils oder beider Eltern (Taylor 1988; Leung 1991). Kinder mit dieser Störung zeichnen sich im Regelfall dadurch aus, dass sie sehr viel Zeit von dem Elternteil einfordern, der sich in diesem Moment gerade um das Geschwisterkind kümmert, insbesondere dann, wenn offensichtlich ist, dass der Zeitpunkt nicht ideal ist (z.B. Mutter stillt oder badet gerade das Geschwisterkind und kann den Raum nicht verlassen). Zudem wird das Geschwisterkind vom Kind mit der Störung grob behandelt (teilweise auch misshandelt), indem ihm beispielsweise Dinge ständig weggenommen werden oder es angeschrien wird. Geht man kompetent mit dieser Rivalität um, kann diese die soziale, interpersonale und kognitive Entwicklung des Kindes fördern. Der falsche Umgang kann wiederum zu psychologischen Problemen im späteren Leben führen (Leung 1991). Geschwisterrivalität findet sich in fast allen Familien (Dunn 1983), jedoch kann die Rivalität zwischen Geschwistern auch ein erhöhtes Ausmaß annehmen. Im ICD-10 beispielsweise gehört Geschwisterrivalität zu den emotionalen Störungen des Kindesalters und wird anhand von übermäßigen, auffälligen und intensiven negativen Gefühlen gegenüber einem jüngeren Geschwister und damit einhergehenden emotionalen Auffälligkeiten, wie Regression, Wutausbrüchen, Verstimmungen, Schlafstörungen und Aufmerksamkeit suchendem Verhalten gegenüber einem der Elternteile definiert (Dilling et al. 2015).